Supermarkt-Spirituosen im Test

Im Test: Frangelico Haselnusslikör (20% Alk.)

Frangelico Haselnusslikör

Über manche Flaschen stolpere ich online und kann sie dann nicht mehr vergessen, aus welchen Gründen auch immer. Wenn sie dann noch ein prägnantes Aussehen haben, international viele gute Kritiken eingeräumt haben und sie sich just in dieser Woche auch noch im Angebot in meinem lokalen Supermarkt befindet, dann wird das schon sehr, sehr schwer für mich, an ihr vorbei zugehen. (Auch wenn ich eigentlich gerade keinen Mangel an Likören verspüre.) Dass man dabei ab und zu auch mal eine Perle findet, wenn man eine Flasche einfach blind kauft, sieht man an diesem Frangelico Haselnusslikör vor mir.
Er ist eigentlich nicht so unbekannt, hat online viele Lobpreisungen bekommen, und auch viele Bewertungen auf Amazon sprechen fast durchweg positiv über ihn. Trotzdem ist es das erste Mal, dass eine Flasche zu mir fand. Nach einiger Zeit des Probierens fand ich jetzt auch mal die Zeit, ihm einen Blogeintrag zu widmen. Den hat er sich durchaus verdient, und nicht nur wegen der markanten Flaschenform, die an einen franziskanischen Mönch erinnern soll.

Verkostung des Frangelico Haselnusslikör

Beim Schwenken des Likörs bilden sich keine Beine. Er ist sehr dünnflüssig und liegt überhaupt nicht viskos im Glas. Die Farbe verdanken wir dem beigegeben E150, auch bekannt als Zuckerkulör, welchen wir auch schon von diversen Whiskys, Cognacs, Rums oder anderen (braunen) Spirituosen kennen.

Wenn man das Glas dann an die Nase hält, schlägt einem ein intensiver Duft nach Haselnuss entgegen. Das könnte auch schon Nougat sein. Dazu finde ich noch Anklänge von Vanille, Alkohol und ein bisschen Orange. Die Haselnuss ist allerdings so aufdringlich, dass sie alle anderen Aromen rigoros verdeckt. Ich hatte mal im Internet gelesen, dass neben Haselnüssen noch Auszüge von Kräutern enthalten sein sollen. Wenn das wirklich so sein sollte, was ich bezweifle, dann merke ich von denen nicht einmal im Ansatz etwas. Die „weiteren geheimen Zutaten“, die laut Flaschenlabel enthalten sein sollen, bestehen wohl aus Zucker, Haselnussaroma und Zuckerkulör (Farbstoff).

Auch im Geschmack, oh Wunder, tanzt einem die Haselnuss, bzw. das Nougat, auf der Zunge. Der Frangelico Haselnusslikör ist sehr süß, aber nicht aufdringlich oder überladend. Für mich ist die Süße noch nicht unangenehm, man sollte aber kein Haselnussdestillat erwarten, immerhin haben wir hier einen Likör vor uns. Dann kommen wieder Erinnerungen an ein bisschen Vanille auf. Den Alkohol nehme ich nur sehr schwach wahr, im Gegensatz zum Geruch. Für mich ist das ein wichtiges Kriterium, ob der Alkohol gut eingebunden ist oder stört, und hier gibt sich der Frangelico keine allzu großen Schnitzer. Der Likör liegt sehr angenehm, leicht und prickelnd im Mund, ist dabei aber überhaupt nicht scharf oder alkoholisch. Man kann ihn ruhigen Gewissens entweder als Haselnuss- oder als Nougatlikör beschreiben. Dabei ist er nicht sehr komplex, abwechselnd oder gar überraschend, sondern recht einfach, für Liebhaber von Nougat aber sehr lecker und gut.

Im Abgang bleibt einem für eine kurze Zeit das Nougat erhalten und eine weiche, sehr angenehme Süße.

Fazit

Beim Frangelico kommt vieles zusammen, was zusammen passt. Außer bei Freunden, die per se keinen Likör mögen, kam er bisher ebenfalls sehr gut an. Kein Wunder, dass der Flascheninhalt sich dem Boden annähert. Ich finde ihn lecker, mit rund 15€ recht preiswert und durch die Flaschenform einprägsam. Wer ein Geschenk sucht, sollte an dieser Flasche nicht vorbeigehen!
Wer im Internet sucht, wird auch recht schnell Cocktailrezepte finden, die nach diesem Likör verlangen. Ich denke nicht, dass der Platz dieser Flasche in meinem Barfach für längere Zeit leer stehen wird.

4 Kommentare zu “Im Test: Frangelico Haselnusslikör (20% Alk.)

  1. Ich habe von einem Arbeitskollegen eine 1/4 Flasche Frangelico zum Probieren bekommen.

    Nach Feierabend hatte ich natürlich nichts besseres zu tun, als diesen „Nusslikör“ zu testen.

    Vorher hatte ich, um nicht in Versuchung zu kommen die Zutatenliste zu lesen, die Etiketten abgeklebt.

    Zuerst probierte ich den Likör zimmerwarm und anschließend aus dem Kühlschrank.

    Dieser „Nusslikör“ ist, ganz gleich ob warm oder kalt, unerträglich süß, schmeckt und riecht so ähnlich wie geröstete/karamelisierte Nüsse, und hat einen widerlichen und langanhaltenden Nachgeschmack, den man nur sehr schwer wieder los wird.

    Nachdem ich mir Frangelico angetan hatte, habe ich das Etikett freigelegt um mir die Zutatenliste anzusehen.

    Als ich das Wort „Aromen“ gelesen hatte, wusste ich, warum der Likör nur so ähnlich wie Nüsse schmeckt und riecht.

    Dem Chemiker, der dieses Nussaroma entwickelt hat, würde ich mindestens neun von zehn Punkten geben.

    Wer einen ausgeprägten Geschmacks – und Geruchssinn hat, wird diesen Likör kein zweites Mal trinken.

    1. Hallo Frank,

      danke für deinen Beitrag. Du hast vollkommen Recht, wer keine süßen Liköre mag, der wird den Frangelico auch nicht mögen. Das „Aromen“ benutzt werden, habe ich ja oben auch bemerkt. Was soll man machen, ist halt kein Haselnussdestillat.

      Ne größere Warnung als „sehr süß“ kann ich nicht aussprechen. Jeder hat andere Vorlieben, manche mögen halt genau das. Dass er kein Komplexitätswunder ist, überrascht auch niemanden. Generell finde ich es schwer Menschen mit trockenem Geschmack einen Likör empfehlen zu wollen. Mindestens 100 Gramm Zucker pro Liter sind immernoch 100 Gramm.

  2. Ich möchte auch etwas schreiben, ich trinke sonst fast kein Alkohol mit kleineren Ausnahmen wie Sommerradler Mischbier oder Sylvester der Anstoßsekt… dennoch brachte ein Bekannter diese formschöne Flasche mit weil ich mal erwähnte das ich mal Butterscotch aus Burg genascht hatte welcher lecker und bekömmlich meine Kehle benetzte. Nun kam ich in den, wie ich finde, Genuss diesen Mönchstrunk zu probieren und ich kann alles Herr Möhring beschreibt bestätigen auch mit ein wenig Limette bekommt er noch so ein frische Kick. Ich werde ihn wieder trinken und Aromen werden heutzutage fast überall verwendet selbst im hochpreisigen Sektor… also geht nur noch selbermachen um sicher zu gehen.
    Danke für die obige Beorteilung die ich zu 100% teile. Gruß S. Hecht

    1. Hallo Sebastian,

      danke für Ihren Beitrag! Bei einer Sache muss ich Ihnen jedoch widersprechen, es gibt viele gute handgemachte Spirituosen die ohne künstliche(!) Aromen auskommen. ;)

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