Supermarkt-Spirituosen im Test

Im Test: Highland Park 10 Jahre (40% Alk.)

Highland Park 10 Jahre

Es gibt nicht viele Brennereien, die sich trauen, auch ein geringes Alter auf einen Whisky zu drucken. Ich fand das schon bei Bowmore cool, als sie einen 9-jährigen Whisky auf den Markt brachten. Und was soll ich sagen? Er hat mir gefallen. Highland Park brachte vor ein paar Jahren einen 10-jährigen Whisky heraus, 2 Jahre jünger als ihr Flagschiff, den Highland Park 12 Jahre. Bisher haben mir die Whiskys von Highland Park im Grunde alle gut gefallen. Sie waren recht intensiv, jedoch leider meist nur im Preis und dafür umso weniger im Geschmack. Leichte Whiskys haben durchaus ihre Daseinsberechtigung, das will ich in keinster Weise anzweifeln, aber wenn sie wässrig wirken, fallen sie dadurch selten in mein Beuteschema.

Wie dem auch sei, heute verkoste ich den Highland Park mit 10 Jahren. Kostenpunkt der Flasche liegt bei rund 20€, damit ist er auf den Liter gerechnet teurer als sein großer Bruder. Zum Vorteil gereicht wird ihm die Flaschengröße von 0,35 Litern, damit lassen sich mehr Whiskys für den selben Preis probieren. Außerdem schmerzt es nicht so, wenn man sich doch beim Kauf vertut und einem der Whisky nicht schmeckt.

Kurzzeitig kursierten Gerüchte im Internet, dass Highland Park die Produktion dieses Whiskys eingestellt hätte. Dazu finde ich jedoch nichts belastbares im Internet. Was jedoch wahr ist, dass im Zuge des Rebrandings, welches Highland Park gerade durchmacht, der Highland Park 10 Jahre nun auch in großen Flaschen mit 0,7-Litern Volumen erhältlich ist. Das war er vor kurzer Zeit noch nicht. Ich weiß jedoch nicht, ob man die kleinen Flaschen auch in Zukunft weiterhin kaufen kann, oder ob dann nur noch die großen mit 0,7-Litern Inhalt angeboten werden. Außerdem trägt der Whisky nun den schmucken Beinamen „Viking Scars“. Das die PR-Agentur bei Highland Park Wikinger mag, darüber habe ich mich schon beim 12-jährigen Whisky und dem Voyage of the Raven ausgelassen. Geschmacklich sollen sich die Whiskys nach dem Rebranding nicht geändert haben.

Verkostung des Highland Park 10 Jahre

Der Whisky liegt mit einem Farbton von Ocker im Glas. Wie bei eigentlich allen Whiskys von Highland Park wurde auch das Nesthäkchen hier nicht gefärbt. Nach 10 Jahren hat das Fass schon einiges an Farbe abgegeben. Schön anzuschauen sind auch die vielen kleine Beinchen, die ins Glas zurück fließen.

Geruch

Der Geruch ist eher zurückhaltend und sehr leicht. Die leichte Rauchigkeit, für die die auf Orkney liegende Whiskybrennerei berühmt ist, fehlt fast vollständig und ist nur in Spuren zu erahnen. Dafür bekommt man erstaunlich viele Zitrusfrüchte in die Nase, allem vorweg rieche ich säuerliche Orangen und fruchtige Mandarinen. Dahinter folgt dann eine angenehme Süße, das typisch Kräuterige, welches man in allen Highland Parks findet (Heidekraut?), Vanille, Salz und Meeresgischt. Ein bisschen könnte auch Heu dabei sein, frisch geschnitten und auf der Wiese zum trocknen liegen gelassen. Durch eine leichte Nussigkeit erahne ich die Sherryfässer, jedoch verbleibt es, bezüglich dem Anteil der Sherryfässer, dabei auch. Mehr als eine Ahnung rieche ich da nicht raus. Wahrscheinlich bilde ich mir die Sherryfässer auch nur ein, weil sie auf der Verpackung stehen. Der Alkohol ist zuerst immer wieder in Anklängen zu spüren, vor allem durch ein frisches und leicht kühlendes Gefühl in der Nase. Nach einiger Standzeit im Glas entfaltet er sich jedoch und man riecht dann doch deutlich eine Note von Neutralalkohol raus.

Geschmack

Im Geschmack kommt er genauso zurückhaltend daher wie im Geruch. Als erstes wieder diese Pfefferschärfe, die ich bisher bei fast allen Whiskys von Highland Parks bemerkt hatte. Danach schmecke ich Malz und tatsächliche Anklänge von Rauch. Der Rauch ist leicht salzig und ein bisschen kommt eine leicht bittere Eiche auf. Die Zitrusfrüchte aus der Nase mischen sich jetzt auch ein. Plötzlich breitet sich im Mund eine wunderschöne Vanille aus. Wow, das gefällt mir. Der Geschmack entfaltet sich als eine Kombination aus Süße und Salz, da macht man bei mir eigentlich selten was falsch mit. Ich finde die Kombination dieser beiden Geschmacksrichtungen eigentlich immer schön. Bei weiteren Schlücken verblasst die ausgeprägte Vanille und wird durch einen Sumpf von Süße ersetzt. Das ist nicht wirklich komplex, aber angenehm. Der Highland Park 10 Jahre weiß zu gefallen und vor allem weiß er, was ein Whisky braucht, um bezüglich der Drinkability zu punkten. Dabei bleiben die Ansprüche ein bisschen auf der Strecke zurück, ein bisschen mehr würde schon gehen.

Abgang

Bei dem leichten Körper verwundert es nicht, dass der Abgang eher kurz ist. Vor allem verbleiben Malz, Zitrus, Salz und eine leichte Bitterkeit am Gaumen. Wie für Highland Park typisch ist auch dieser Abgang trocken, allerdings nicht so trocken wie bei anderen, älteren Abfüllungen.

Fazit

Ich muss meine Worte vorsichtig formulieren. Der Highland Park 10 Jahre ist kein schlechter Whisky, mir jedoch hat er nicht gefallen. Zum Teil liegt das auch am Preis und an der Konkurrenz, denn für 60€ pro Liter bekommt man schließlich auch ganz andere Kaliber. Um mich zu überzeugen war der jüngste unter den Highländern zu leicht und zu wenig komplex, kurz gesagt, zu seicht. Er unterscheidet sich lediglich durch zwei Faktoren großartig von seinem großen Bruder: Der Sherryeinfluss ist wesentlich geringer, was meiner Meinung nach ihm eher zum Nachteil gereicht, und die Flaschengröße von 0,35 Liter, welche praktischer zum probieren ist. Der letzte Punkt ist zwar für uns Genießer begrüßenswert, aber inhaltlich vollkommen egal. Wäre er nicht so teuer, wäre er eine (schöne) Erweiterung der Range im niederem Preissegment. So ist er teurer, aber nicht besser als der Highland Park 12 Jahre. Daher, meine Empfehlung geht zum Highland Park 12 Jahre.

Nichtsdestotrotz, wer einen sehr angenehmen und nicht so anspruchsvollen Whisky sucht, der macht hier wenig falsch. Lasst euch nicht von der 10 abschrecken, er ist nicht spritig oder scharf. Und durch die kleine Flaschengröße ist er auch bald leer und man kann sich wieder Schwergewichten widmen.

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