Supermarkt-Spirituosen im Test

Im Test: Château Du Tariquet 15 Jahre (Fassstärke)

Armagnac Chateau Du Tariquet 15 Jahre Cask Strength

Wenn ich Leuten vom Château du Tariquet 15 Jahre, das ist ein Armagnac, erzähle ist die Antwort meist dieselbe: „Wat, du säufst Ammoniak?

Nein, zuallererst: Saufen tut hier niemand. Und wenn, dann erst Recht nicht Ammoniak. Denn ich rede schließlich von Armagnac. Klingt ähnlich, ist aber grundverschieden. Zum Beispiel das Eine schmeckt, das Andere stinkt.

Armagnac ist ein Weinbrand aus dem südlichen Frankreich. Die meisten werden wohl Cognac kennen; Armagnac ist so ähnlich, nur eben kein Cognac. Die Unterschiede hier aufzudröseln würde den Rahmen des Blogs sprengen. Man findet dazu gute Literatur im Internet oder man fragt den Fachmann seines Vertrauens.

Kurz zusammengefasst, Armagnac wird in der Gascone hergestellt, Cognac in äh, nun ja, in Cognac. Beides sind Weinbrände, beide werden in Holzfässern gelagert. Cognac wird doppelt auf sogenannten Pot Stills („Alembic Charentais“) gebrannt, Armagnac lediglich einmal auf der speziell für diesen Weinbrand verwendeten „Alambic Armagnacais“. Was ganz interessant ist, Armagnac wurde schon viel früher als Cognac gebrannt, und ist hierzulande trotzdem weniger bekannt.

Die Flasche des Château du Tariquet kommt in einer grauen Geschenkverpackung aus Pappe, deren Deckel nicht richtig schließt. Geschenkt. Schließlich kommt es auf den Inhalt an. Immerhin das Label ist schön gestaltet, die Flasche sieht wertig aus.

Der Armagnac Château du Tariquet 15 Jahre wurde in Fassstärke in die Flasche gefüllt, er ist also nicht durch Wasser verdünnt worden. In Frankreich spricht man auch von „Brut de Fût“, übersetzt auf Deutsch heißt es in etwa „direkt vom Fass“. Eine höhere Alkoholstärke verspricht eine höhere Konzentration an Geschmack und macht diesen Weinbrand dadurch schon auf dem Papier sehr interessant.

Die Fassstärke fällt hier mit schönen 47,2% Alkohol aus, für Profitrinker quasi eine kräftige Trinkstärke. Bei französischem Weinbrand ist so eine hohe Alkoholkonzentration leider nicht immer Usus, auch ältere und teurere Cognacs werden oft weiterhin leider mit nur 40% Alkohol in den Handel gebracht.

Verkostung des Château du Tariquet 15 Jahre

Schon in der Flasche sieht man, dass sich der Armagnac in einem wunderschönem Mahagoni präsentiert. Das Wunderbare daran ist, die Farbe ist rein natürlich und nicht durch Farbstoff entstanden. Im Glas bildet er an den Rändern dicke Tropfen. Optimale Voraussetzungen, jetzt muss er nur noch schmecken.

Der erste Eindruck in der Nase ist erst mal gediegen und weich. Man merkt sofort, dass das kein junger Spund ist. Rosinen, getrocknete Früchte, sogar Anklänge von Madeirawein. Eine dichte Süße, karamellartig und wie von kandierten Orangen. Holz der Lagerung, Vanille, Haselnüsse. Gewürze, die ich nicht auseinander bekomme. Tatsächlich könnte das auch ein Whisky sein. Wäre da nicht klar erkennbar, aber sehr fein und unterschwellig die Traubensüße, welche sich langsam den Weg bahnt. Ich werde in der Art und Weise an ältere Whiskys aus nicht ganz trockenen Sherryfässern erinnert, und das ist eigentlich ein gutes Zeichen. Der Alkohol kühlt in der Nase, ansonsten ist er trotz der gehobenen Prozentzahl nicht zu merken. Das ist Qualität, gefällt mir sehr gut.

Im Mund sind die 47,2% Alkohol gut eingebunden und legen sich breit und mundfüllend über den Gaumen. Die Eiche hat deutliche Spuren hinterlassen, wird aber erst zum Ende hin etwas bitter und adstringierend. Der Antrunk ist trocken, dann explodiert eine schwere Süße von Karamell, Vanille und Trauben auf der Zunge. Der Eindruck von Weinhefe ist prägnant, etwas weniger die Orange. Ich schmecke Schokolade und rote Äpfel. Im Hintergrund treten Gewürze wie auf einem orientalischem Basar an. Es geht in Richtung Kurkuma, ein Hauch Anis und etwas Zimt. Trotz aller Ähnlichkeiten zu Whisky ist der Château du Tariquet 15 Jahre klar Armagnac erkennbar. Der Alkohol hinterlässt einen leicht anästhesierenden Eindruck auf der Zungenspitze.

Der Abgang ist mittellang, adstringierend und vom Eichenholz geprägt, gepaart mit der sehr schönen und typischen Traubensüße. Außerdem drehen jetzt die roten Äpfel auf und begleiten den Nachgeschmack mit einer schönen Säure.

Fazit

Viel Eiche, das muss man mögen. Ansonsten, wow, großes Kino! Für den aufgerufenen Preis von 33€ ist der Château du Tariquet 15 Jahre fast unschlagbar. Braucht das noch ein großes Fazit nach so einer Vorstellung? Falls es jemand nicht bemerkt hat: Ich bin begeistert. Begeistert von der Verarbeitung, von der Natürlichkeit des Produkts und von dem Preis-Leistungs-Verhältnis.

Definitiv eine Empfehlung wert und ein schöne (M)Alternative für Whiskytrinker. Ich freue mich schon darauf, auch die anderen Altersstufen zu probieren.

2 Kommentare zu “Im Test: Château Du Tariquet 15 Jahre (Fassstärke)

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