Supermarkt-Spirituosen im Test

Im Test: Aldi Armagnac VS (Weinbrand, 40% Alk.)

Armagnac VS

Manchmal hat Aldi wirklich interessante Produkte im Sortiment, zumindest was den Bereich in Sachen Spirituosen angeht. Mir gefällt zum Beispiel deren Wodka Crystal Glacier, der sogar im Dauersortiment verfügbar ist. Von den Sahnelikören, welche während der italienischen Woche zu haben sind, würde ich im Gegensatz dazu direkt abraten. (Lest hier mehr über den Crema di Limoncello & Limetta.)
Ungefähr dreimal pro Jahr allerdings hat Aldi ein besonderes Trio im Sortiment: Den Speyburn Bradan Orach, eine Flasche Calvados und diesen Armagnac VS!

Falls es wen interessiert, Armagnac, der „kleine Bruder“ des Cognac, ist ein französischer Weinbrand. Und zwar nicht nur irgendein französischer Weinbrand, nein, die älteste Spirituose von Frankreich überhaupt. Armagnac wurde schon rund 200 Jahre vor dem ersten Cognac destilliert. Gebrannt werden darf er lediglich in der französischen Region Gascon.

Das Prädikat VS (Very Special) verrät uns, dass der Weinbrand mindestens 2 Jahre im Holzfass verbrachte. Wären es 4 Jahre, würde VSOP (Very Superior Old Pale) drauf stehen. Über die Herstellung erfahren wir gar nichts, wie immer, wenn es um die Firma Rückforth geht. Außer, dass sie den Sprit garantiert aus Frankreich gekauft haben, denn sonst dürften sie den Weinbrand nicht als Armagnac bewerben. Mit 40% Alkohol kommt er in die 0,5-Liter-Flasche und wird für 10€ verkauft.

Verkostung des Armagnac VS

Schön kupferfarbend liegt der Weinbrand im Glas. Ganz langsam bilden sich ganz wenige Schlieren, die ins Glas zurücklaufen.

In der Nase hat man den typischen Geruch von Weinbrand. Ich finde süß-saure Trauben (ein bisschen wie Beerenauslese, aber saurer), dazu einen leichten Anflug vom Fass, raues Holz und ein Touch Vanille. Mit diesem unpolierten Holz erinnert er mich sehr an meine ersten Whiskys. Das Fass hinterlässt außerdem eine schöne Karamellnote. Der Alkohol kühlt die Nase.
Der Armagnac VS ist sehr geradlinig und wenig komplex, das war bei dem Preis auch zu erwarten. Aber das, was er macht, das macht er gut. Trotz allem ist es keine milde Nase, dafür ist der Alkohol und das Holz zu ungestüm.

Im Mund ein lustiges Wechselspiel: Zu erst junges, raues Holz, dann weicher, süßer Weinbrand. Dann wieder Holz. Alkoholische Schärfe, dann wieder Weinbrand. Der Armagnac wirkt jung, ungestüm, ungezügelt. Man merkt das Prädikat VS, er lag nicht lange im Fass.
Der Alkohol ist deutlich auf der Zunge spürbar und hat einen anästhesierenden Effekt. (Man kann Alkohol auch weich brennen.) Das Mundgefühl ist durchaus intensiv, was sich aber nicht in einem intensiven Geschmack wiederspiegeln muss. Ein paar Prozente mehr hätten ihn zu einem Monstrum werden lassen, deswegen mäkel ich mal nicht an der ABV-Zahl. Auf die Dauer wird der Armagnac bitter im Mund.

Im Abgang noch ein bisschen leckeres Holz, aber davon leider nicht sehr viel. Am Anfang ist es bitter, dann wird der Mund trocken. Insgesamt ist der Abgang auch eher kurz, aber süße, zuckrige Weintrauben bleiben hängen. Lecker!

Zurück im Glas bleibt der Duft von fruchtiger Zartbitterschokolade. Erinnert mich sehr an einen Whisky aus der Speyside.

Fazit

Oh, wow. Ein durchaus interessantes Stöffchen, was Aldi da verscherbelt. Der Armagnac ist nicht von der feinsten Qualität, das ist klar. Aber für den Preis, manno man, der ist gut.
Er ist nicht komplex, er ist recht scharf und man sitzt nicht lange an einem Glas. (Und es wird auch schnell mehr als nur ein Glas.) Aber das ist nicht schlimm, denn er ist zum trinken da. Gradlinig, rau, etwas ungehobelt, dafür lecker und günstig. Soll jeder selber entscheiden, ob man so etwas im Barschrank braucht oder nicht, aber ich finde ihn gut.
Das nächste Mal wird er bei Aldi wahrscheinlich gegen Weihnachten zu finden sein.

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