Supermarkt-Spirituosen im Test

Im Test: Lidl Schwarzwälder Birnenlikör (Williamsbirne)

Lidl Schwarzwälder Birnenlikör (Williamsbirne)

Ich hab bisher selten bei Lidl eine hochwertige Sprituose gekauft. Nette Ausnahme war der Mirabellenbrand von letzter Woche (Artikel über Ben Bracken folgen noch!). Heute habe ich einen Birnenlikör von Lidl im Glas. Hergestellt aus Williams-Christ-Birnen von der Elztal-Brennerei Georg Weis im Schwarzwald. Ja, genau, dieselben, die auch diesen Birnenbrand hergestellt haben. Der Brand war mäßig okay, aber vielleicht liegt ihre wahre Spezialität bei Likören?

Im Glas fällt zuerst die Farbe auf, die scheint nämlich echt zu sein. Zumindest fehlt der (verpflichtende!) Hinweis auf Farbstoff. Das Flaschenlabel suggeriert, hier wurden echte Früchte mit „aromatischen Destillaten“ vermengt, also könnte die Farbe tatsächlich natürlichen Ursprungs sein. Was wir nicht erfahren, ist, was für „aromatische“ Destillate das waren, ob es auch tatsächlich ein Birnenbrand war und ob neben diesen noch weitere Zutaten benutzt worden sind. So vermuten wir das Schlimmste. Immerhin, den Alkoholgehalt müssen sie uns mitteilen, welcher auf 20% verdünnt wurde. Das ist ganz ordentlich, denn zu mehr als 15% wären sie gar nicht verpflichtet. Lidl verkauft die Halb-Liter-Flasche für 6€, auch im Online-Shop. Es kann sogar sein, dass die Flasche in der Filiale etwas günstiger war, aber daran kann ich mich nicht mehr erinnern.

Verkostung des Lidl Schwarzwälder Birnenlikör

Der Likör liegt wässrig und nicht viskos im Glas. Beim Schwenken lassen sich auch nur vereinzelt Beinchen betrachten.

In der Nase hat man dann tatsächlich die versprochene Birne, die sehr, sehr süß und künstlich wirkt. Nicht nur das, der Geruch weckt Erinnerungen an Erbrochenes, Plastik, quasi ein Nachtspaziergang zum Wochenende durch Berlin. Deutlich rieche ich Neutralalkohol. Wahrscheinlich wurde als Basis ein Getreidebrand verwendet, ich nehme nämlich deutlich eine brotige Note war… und das in einem Birnenlikör. Der Geruch sagt mir überhaupt nicht zu, was hab ich mir da nur angetan?

Im Mund liegt der Birnenlikör sehr leicht und wässrig auf der Zunge. In der Tat schmeckt er nach dem, was drauf steht: Birnen. Immerhin, in der Preiskategorie habe ich schon anderes erlebt. Wie man erwartet, er ist sehr süß und eindimensional. Der Birnengeschmack ist sehr kopflastig, das heißt, er verfliegt schnell und macht Platz für den Neutralalkohol mit dieser komischen Getreidenote. Der Birnenlikör hat im Geschmack kein Volumen und erinnert eher an einen verwässerten Sirup als an einen schönen Likör. Die alkoholische Schärfe ist zum Glück nur moderat, und nach Erbrochenem schmeckt er auch nicht. Die Süße verklebt dafür den Mund.

Ein Abgang ist quasi nicht vorhanden. Ein Schluck und weg, so schnell kann das gehen.

Fazit

Puh, na toll. Nee, der Birnenlikör ist nicht toll. „Schwarzwälder Spezialitäten„, so wurde er beworben. Nein, der Name passt nicht. Die da unten können fantastische Sachen brennen, der Birnenlikör aus der Elztal-Brennerei gehört nicht dazu. Das einzige Positive, dass ich ihm anrechnen kann (und das soll schon was heißen), ist, dass er tatsächlich nach Birnen schmeckt. Im Geschmack ist er tatsächlich besser als im Geruch, aber auch da ist er gewöhnlich, vergänglich und alkoholisch. Zum Dessert übers Eis ist er okay. Wenn man etwas anspruchsloses sucht, geht er wahrscheinlich auch klar. Aber beim besten Willen, ich kann ihn nicht empfehlen. Ich hab die andere Liköre aus dem Sortiment nicht probiert, kann mir aber vorstellen, dass sie in der Machart nicht wesentlich anders sind.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

arrow_upward